Klettern in Egerkingen

Ab und zu muss man die vertraute Umgebung verlassen und Neues wagen.
So haben wir Seile, Klettergschtältli, Helme und Sicherungsmaterial gepackt und sind mit den Schülern der 1.-9.Klasse an den Fels…
Die Egerkingerplatte ist ideal für einen solchen Tag mit einer Gruppe von Schülern, von denen die meisten noch wenig bis keine Klettererfahrung haben. Ein schöner Fels mit Toprope und Mehrseillängen an dessen Fuss ein Wäldchen mit Bach zur Erfrischung, eine gemütliche Feuerstelle und viel Platz zum Spielen zu finden sind.
Bei einer gründlichen Einführung zu den wichtigsten Grundregeln, lernten die Kinder, worauf man aufmerksam achten muss, um sicher zu klettern. Dann gings los. Die erfahrenen Kletterer montierten die ersten Seile und die Erwachsenen sicherten die ersten mutigen Neulinge. Beim einen ging das Hochklettern schon bald ganz flink (bei denen die gut darin sind, die Sachen und Situationen im Griff zu haben und gerne führen), bei den anderen ging eher das Abseilen zügig (das waren diejenigen die sehr viel Vertrauen haben und sich in zwischenmenschlichen Beziehungen aufgehoben fühlen, die liessen sich einfach in die Sicherung fallen und genossen die gemütliche Seite des Kletterns). Schon bald zeigte sich, wer sich die Kunst der Knoten angeeignet hatte und schon beim dritten Mal zeigten sie ihre perfekten Achter. Die eine Gruppe von Kindern war so eifrig und ausdauernd am Klettern, dass sie alles andere vergassen. Die anderen verschwanden schon bald im Wald und hatten wichtige Entdeckungen zu machen, mussten mit vollem Einsatz den Bach stauen und Fische fangen. Leider waren die Fische zu flink, sonst hätte es bestimmt noch etwas Frisches auf den Grill gegeben…
Am Abend kamen alle müde und sehr zufrieden zurück in die Lindenschule. Alle Vorangst, vermeintliche Höhenangst, alle Bilder und Vorstellungen waren verflogen und durch sehr echte Erfahrungen ersetzt worden. In der Luft lag ein leiser Triumph!
Das machen wir wieder!
So viel wie die Kinder an diesem Tag gelernt haben, so viel Überwindung, Mut, Koordination, Konzentration, sich anvertrauen, Verantwortung für sich oder sogar für die Sicherheit des anderen zu übernehmen… das braucht viele Wochen in einem Klassenzimmer.
Das Herrliche beim Klettern ist, dass man ein unmittelbares, offensichtliches und unverfälschtes Feedback kriegt. Bei jedem Schritt ist man einen Schritt weiter. Wenn ich vor lauter Angst oder Vorstellungen nur rede oder stehen bleibe, komme ich nicht weiter. Ich komm nur da weiter wo ich wirklich aktiv einen Schritt tue, auch wenn er ganz klein ist, ich bin einen Schritt weiter und von da aus sieht die Welt schon wieder anders aus und neue Möglichkeiten präsentieren sich.
Dies ist Selbstwirksamkeit und Willensschulung.
Ja, wir gehen wieder!